Das Gut Tenuta Tignanello mit seinen berühmten Weinbergen von Tignanello und Solaia liegt zwischen dem Tal des Flüsschens Greve und dem des Pesa, direkt im Herzen des Chianti, auf halber Strecke zwischen den kleinen Orten Montefiridolfi und Santa Maria a Macerata, nur 30 km von Florenz entfernt. Tignanello ist 350 ha groß, davon sind 147 ha Weinberge. Die Weinberge sind in kleine einzelne Parzellen aufgeteilt, von denen auf 47 ha Tignanello angebaut wird und daran angrenzend 10 ha mit Solaia bepflanzt sind. Der Boden (350-450 m.ü. M.) aus Meeresmergel aus dem Pliozän ist kalkhaltig und schieferdurchsetzt. Warme Tage und kühle Nächte begleiten die Zeit des Wachstums der Trauben. Zu den auf Tignanello angepflanzten Trauben gehören die einheimische Rebsorte Sangiovese und nicht traditionelle Sorten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Eine kleine Menge weißer Trauben, Malvasia und Trebbiano, werden für die Produktion von Vin Santo verwendet. Zu den nicht traditionellen Rebsorten auf Tignanello zählen kleine Mengen Syrah, Pinot Nero und Merlot, welche in den siebziger Jahren zum Experimentieren angepflanzt wurden. Mit den Rebsorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc hatte Antinori ursprünglich in den zwanziger Jahren Experimente gemacht, welche während des zweiten Weltkriegs unterbrochen wurden. In den sechziger Jahren wurden sie wieder angepflanzt, um schließlich in den Siebzigern eine kommerzielle Verwendung zu finden. Die Weinlese geht zwischen Ende September und Anfang Oktober über ungefähr drei Wochen. Dann werden die Trauben auf dem Gut zur Maische gequetscht und vergärt. Anschließend wird der Wein in den alten Kellern unter der Villa Tignanello verfeinert. Zu dem Anwesen gehören auch 37 ha Olivenhaine zur Erzeugung kleiner Mengen Olivenöl Extra Vergine.
Tignanello und Solaia werden auf Tignanello hergestellt und gelagert; die anderen Rebsorten des Gutes hingegen werden für die Produktion von Santa Cristina, Villa Antinori und Tenute Marchese Antinori verwendet.
Carocci beschreibt 1892 in seinem Reiseführer zur Geschichte und Kunst der Gemeinde San Casciano Val di Pesa das heutige große Anwesen Tignanello mit seinen weit ausladenden Weinbergen als einen der höchsten und malerischsten Orte des gesamten Gemeindegebiets. In der Tat erhebt sich auf der Spitze des Hügels, dank seiner panoramischen Lage und der üppigen Vegetation, eine kleine Gruppe von Häusern, die zum Teil sehr alten Ursprungs sind. Das aktuelle Herrenhaus aus dem 16.Jhdrt. wurde auf den Fundamenten eines Gutshofes aus dem Jahre 1346 errichtet, als das Land noch den Buondelmontis gehörte, wie vieles hier aus dem Pesa-Tal. Das Anwesen ging daraufhin in den Besitz der Niccolini über, die es in "Poggio Niccolini" umtauften. Im Laufe der Jahre kauften und verkauften es verschiedene adlige Familien aus der Gegend, bis es schließlich im 18.Jhdrt. in den Besitz von Nachkommen der Medici gelangte, die das Gut Fonte dei Medici nannten. Von der Familie Antinori wurde das Anwesen Mitte des 19.Jhdrts. erworben. Carocci berichtet uns nichts darüber, ob die verschiedenen Besitzer von Tignanello vor Antinori bereits Wein anbauten. Aber wir gehen mal davon aus, denn in der Einleitung seines Führers bezieht er sich auf das Ende einer langen Zeit mit Kriegen und Konflikten zwischen den Gegenparteien und beschreibt die "wiedergefundene Ruhe und das tiefe Gefühl des Friedens, welches diese verschwenderische Natur der Gegend hier mit Wonne vorbehalten hatte, und sie damit zu einer angenehmen Sommerfrische und einem Paradies auf Erden hatte werden lassen".